Sparkasse Emsland

Interview mit Yvonne Jostes, Sparkasse Emsland

Die Sparkasse Emsland unterstützt den Gründerpreis Nordwest seit vielen Jahren als Sponsor. Was ist Ihre Motivation?

Als Sparkasse Emsland ist die wirtschaftliche Förderung der Region ein wichtiger Aspekt in unserer Geschäftstätigkeit. Ganz nach dem Motto „In der Region, für die Region“ unterstützen wir mit Investitionskrediten und stärken somit die Wirtschaftsunternehmen in unserem Geschäftsgebiet. Dadurch werden neue Arbeitsplätze geschaffen, welche die Kaufkraft wiederum erhöhen.

In dem Prozess spielen Gründer eine zentrale Rolle, denn ihre Innovation und Dynamik sorgen für Arbeitsplätze und Wettbewerb. Sie sind damit ein wichtiger Treiber für den Erfolg einer Wirtschaftsregion.

Aufgrund dessen unterstützen wir als Sparkasse Emsland den Gründerpreis Nordwest bereits seit Gründung.

Können Sie uns von einem bestimmten Moment berichten, der Sie besonders beeindruckt hat?

Da gab es bisher einige. Ein Highlight sind immer die Besuche der Gründer. Ich finde es jedes Mal wieder beeindruckend mit wieviel Energie, Umsetzungs- und Veränderungswille, aber auch nachhaltigen Blickwinkeln die Gründer sich vor unserer Jury präsentieren.

Besonders beeindruckend war dabei der erstmalige Besuch der Schulen in 2023. Es ist schön zu sehen, dass die jüngere Generation entgegen aller Vorurteile etwas verändern will, Ideen entwickelt, motiviert ist und keine Scheu vor Extrameilen hat.

Welche Fähigkeiten oder Qualitäten sind Ihrer Meinung nach entscheidend für Gründer in der heutigen Zeit?

Die Welt wird schnelllebiger, die digitalen Anforderungen immer höher. Aufgrund dessen sehe ich Eigenschaften, wie z.B eine visionäre Denkweise, Anpassungsfähigkeit und technologische Affinität als wichtig an. Die Vision muss klar sein und die Anpassung an Veränderungen muss schnell erfolgen.

Darüber hinaus muss ich als Gründer entscheidungsfreudig bzw. mutig sein. Nicht zu vergessen: Resilienz. Nicht alles wird immer sofort klappen. Hier heißt es zu reflektieren, zu lernen und persönlich weiter zu wachsen.

Wie wichtig ist es, dass Gründer auf die Unterstützung ihrer Familie und Freunde zählen können, und wie beeinflusst dies ihr Gründungsvorhaben?

Ein wichtiger Aspekt ist hierbei sicherlich die emotionale Unterstützung der Gründer. Dazu zählt zu Beginn der Gründung das „Mut zusprechen“, aber auch während der Gründung die emotionale Begleitung von Hoch- und Tiefpunkten.

Offenes Feedback und ehrliche Worte sind in meinen Augen hier besonders wichtig; allerdings ohne unnötig Ängste zu schüren und die eigene Mut-Grenze auf den Gründer zu übertragen.

Darüber hinaus können Familie und Freunde in dem ein oder anderen Fall sicherlich auch praktisch unterstützen und somit gerade den Start der Gründungsphase erleichtern.

Die Einbeziehung von Familie und Freunden kann allerdings auch zu Herausforderungen führen und sollte somit entsprechend abgewogen werden. Wichtig ist sicherlich, dass klar kommuniziert wird und Grenzen gesetzt werden. So können Missverständnisse von Beginn an reduziert werden.

Welche Maßnahmen sollten ergriffen werden, um die Anzahl der Gründungen in Deutschland zu erhöhen?

Kurz und knapp: Unternehmertum fördern, Gründungen erleichtern und vor allen Dingen Abbau bürokratischer Hürden.

Welche Faktoren würden Sie als entscheidend für den Erfolg einer Existenzgründung betrachten?

Losgelöst von den Fähigkeiten und Qualitäten des Gründers muss die Geschäftsidee natürlich auf die Marktbedingungen abgestimmt sein. Eine Geschäftsidee ohne den entsprechenden Marktbedarf wird schnell versanden. Grundsätzlich gilt es für den Gründer, die Marktanforderungen immer wieder im Blick zu haben und entsprechend schnell – im Optimalfall schneller als der Markt – darauf zu reagieren.

Darüber hinaus sind die Geschäfts- und Markteintrittsstrategie wichtige Faktoren im Zuge der Gründung. Eine detaillierte Geschäftsplanung, welche Finanzplanung, Marktanalyse, Marketingstrategie und einen klaren Fahrplan für Wachstum und Entwicklung beinhaltet, ist essenziell für den Erfolg.

Eine effektive Strategie für den Markteintritt zu entwickeln und umzusetzen, kann dann noch den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg bedeuten. Dies beinhaltet die Wahl des richtigen Zeitpunkts, die Kenntnis der Zielkunden und die Entwicklung eines überzeugenden Wertversprechens.

Welches sind die häufigsten Fehler, die Jungunternehmer machen, und wie können sie vermieden werden?

Mit Blick auf die finanzielle Seite einer Gründung wird es fatal sein, diese mit einer unzureichenden Finanzplanung zu starten. Dabei steht z.B. die Klärung des Startkapitals, die Erstellung eines realistischen Finanzplans oder aber auch die Absicherung des Unternehmens und des Gründers im Fokus. In gemeinsamen Gesprächen mit unseren Gründern greifen wir als Sparkasse Emsland genau diese Aspekte auf, sodass sich unsere Gründer im Nachgang auf eine erfolgreiche Markteinführung konzentrieren können.

Ergänzend glaube ich, dass die aktuelle Zeit eine hohe Anpassungsfähigkeit erfordert. Am ursprünglichen Plan festzuhalten, auch wenn sich zeigt, dass Änderungen notwendig sind, kann das Unternehmen in Schwierigkeiten bringen. Regelmäßiges Reflektieren ist hier der Schlüssel zum Erfolg.

Und als dritten Aspekt sehe ich es als wichtig an, sich zu fokussieren. Was ist mein Ziel? Wo will ich hin und wie kann ich dieses erreichen? Dabei ist es wichtig, dass ich mich auf die wichtigen Points fokussiere und ich entsprechend priorisiere. Was hat den größten Einfluss auf meinen Erfolg als Gründer?

Welche Zukunftsperspektiven haben Gründer, die sich nicht aktiv digital aufstellen, angesichts der fortschreitenden Digitalisierung der Wirtschaft?

Die Digitalisierung nimmt einen immer stärkeren Einfluss auf Geschäftsmodelle, Kundeninteraktion und den Wettbewerb. Sich ihr zu verschließen wird einen Gründer langfristig sicherlich vor sehr große Herausforderungen stellen.

So werde ich mich als Gründer mit einer eingeschränkten Marktreichweite und dem Verlust von Wettbewerbsfähigkeit beschäftigen müssen. Ohne digitale Präsenz ist es schwierig, Kunden über lokale oder traditionelle Märkte hinaus zu erreichen. Dies begrenzt die Wachstumschancen und die Fähigkeit, neue Kundensegmente zu erschließen. Auch werden Mitbewerber, welche digitale Technologien nutzen, vielleicht effizienter arbeiten und schneller auf Marktveränderungen reagieren.

Und mit Blick auf die Kostenseite kann die Einführung von digitalen Prozessen natürlich auch zu Kostenersparnissen führen.

Stellen Sie sich vor, Sie könnten einen Tag lang die Rolle eines Gründers tauschen. Welches Unternehmen würden Sie gründen und warum?

Bei der Gründung eines Unternehmens würde ich die derzeitigen Megatrends im Blick haben und diese mit meinen persönlichen Neigungen matchen. Trends sind sicherlich „Digitalisierung“ oder auch „Nachhaltigkeit“. Aber auch der „Gesundheitsfaktor“ nimmt für viele Menschen heute einen immer höheren Stellenwert ein.

Wichtig ist, dass ich mit meiner Idee einen Marktbedarf decken kann. Im Optimalfall sogar als einzige.

Persönlich glaube ich, dass wir in Deutschland noch Potential in der Finanzbildung haben.

Vielleicht wäre eine Online-Bildungsplattform oder App sinnvoll, welche Bildungsmaterialien und Kurse zu Themen wie nachhaltige Finanzen, ethische Bankgeschäfte und persönliche Finanzplanung mit einem Fokus auf soziale Verantwortung anbietet.

Wenn Sie einem berühmten Gründer einen Tag lang folgen könnten, wen würden Sie wählen und warum?

Wenn ich die Möglichkeit hätte, würde ich Tijen Onaran einen Tag lang in Ihrem Arbeitsleben begleiten.

Als Gründerin und Geschäftsführerin der Global Digital Women GmbH steht sie für mehr Vernetzung und Sichtbarkeit von Frauen in der Digitalbranche. Themen, wie Diversität, Innovation, Unternehmertum und öffentliche Meinungsbildung sind ihr Markenzeichen. Darüber hinaus unterstützt sie insbesondere Frauen in der Tech-Industrie, einer Branche, in der Frauen noch unterrepräsentiert sind.

Die Eindrücke bei einem Tag Begleitung wären somit sehr vielfältig und abwechslungsreich.

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